Geschichten

Adieu Gioni

Da sitze ich, die Feder in der Hand und will zu Papier bringen Etwas, was dort gar kein Platz hat. Es gehört geschrieben in unsere Gehirne, in unsere Herzen, damit wir endlich begreifen, lernen unterscheiden, fühlen!

Den Anfang der Geschichte kenne ich nicht und auch nicht das endgültige Ende. Ich kann nur vermuten, aus meinen Erfahrungen und herausfolgern aus den Erfahrungen und Erzählungen und Beschreibungen Anderer, die ich kenne. Ich will nichts rechtfertigen, nichts beschönigen, auch nicht urteilen, das ist Aufgabe Anderer. Ich will nur, das es bekannt wird und das wir endlich aufhören die Augen zu schließen vor gewissen Tatsachen und lernen mit der neuen Situation richtig umgehen und wer weiß, vielleicht finden wir dann auch ganz brauchbare Lösungen, denn ich habe keine bereit, nur ein Angebot, eine Bereitschaft, verstehen zu wollen und auch nach Lösungen zu suchen.

Gioni ist ein Georgischer junger Mann, der einen Weg beschritten hatte. Einen Weg der Vielen in der Heutigen Zeit. Und diesem Weg will ich folgen und ihn beschreiben. Teils ist er nur die Vermutung, teils Tatsache, da ich den Anfang und das tatsächliche Ende nicht kenne.

Angefangen hatte es in Tiflis. Einer uralten Stadt in fernem Georgien. Das Ende eines Regimes und der Anfang eines anderen, haben das Chaos über das Land und seine Bevölkerung gebracht und damit viele Menschen an Rand der Hungers not.

Die Erwachsenen konnten vielleicht lernen damit umzugehen und sich von einem Tag zum anderem durchzuschlagen. Die Kinder aber nicht. Für die war diese Not verheerend und ihre Eltern hatte sie zur Verzweiflung geführt. Sie waren bereit jede Gelegenheit zu ergreifen, die sich ihnen bot, damit sie ihre Familien retten konnten. So liefen viele Männer ihren Familien davon, damit sie sich von diesem unerträglichen Druck befreiten und versuchten sich alleine durchzuschlagen.

So ließen die Frauen und die Müttern ihre Kinder bei den Grosseltern und Verwandten, nahmen allen ihren Mut zusammen und ließen sich zu jeder Arbeit anwerben, die sich ihnen bot, damit sie ihre Familie retten vor dem drohenden Hunger und Verwahrlosung. Die Familie hat in diesem Land immer noch die Geltung, welche sie schon vor dem Eintritt des kommunistischen Regimes hatte. Man unterstützt sich, man hilft sich, man hält zusammen in Gutem und in Schlechtem. Ganze Familien sammelten Geld, damit ein Angehöriger auswandern kann und in der Fremde dass Geld verdienen kann, wozu es in seinem eigenen Land nicht die Gelegenheit gab. Alle erwarteten dann, das der Junge Mensch, in dessen Hände sie ihre ganze Hoffnung und auch ihr letztes Geld gelegt hatten, dass Er in dieses reiche und wunderbare Land eintrifft und sofort anfängt das viele Geld zu verdienen und Nachhause schicken. Dann wäre es geschafft und die Familie könnte aufatmen und langsam ihrer Existenz eine Grundlage schaffen oder zumindest die Drohung einer Hungersnot abwenden. Sie würden das Dach über ihrem Kopf sichern. Niemand von ihnen hat natürlich eine Ahnung, was für eine Arbeit der oder diejenigen, in  welche sie ihre ganze Hoffnung gesetzt hatten, machte.

Wenn es sich um eine Frau handelt und sie Glück hat, arbeitet sie in einem Haushalt, wo sie putzt, Kinder oder alte Leute betreut und dort gleichzeitig auch ihr Essen und Unterkunft hat. Dann kann sie tatsächlich auch den Erwartungen ihrer Familie entsprechen und bald auch das ersehnte Geld Heim schicken, so lange sie natürlich gesund bleibt! Wenn es nicht so gut geht, landet sie "schwarz" in Gastgewerbe und schuftet versteckt unter der Geißel der Angst entdeckt und Heimgeschickt zu werden unendliche Stunden, minimal bezahlt und unmenschlich schlecht untergebracht. Trotzdem kann sie aber ihr weniges Geld Heim schicken und meistens ist sie freiwillig in diesen schlechten Verhältnissen, hoffend, dass sie sich bessern, wenn sie später eine Arbeit und Aufenthalts Bewilligung bekommt und dann eine bessere Stelle suchen kann. Dass wird ihr auch die ganze Zeit von ihrem gewissenslosen Arbeitgeber zum Trost gesagt.

Wenn es aber schlecht geht, landet sie in einem Bordell, quasi als Kellnerin, oder aber noch schlimmer direkt auf der Strasse als Sklavin irgendeines Zuhälter und dann ist das Geld, welches sie sicher trotz dem zusammen kriegt und Nachhause schickt, mit Blut und Tränen getränkt, wer merkt das schon?

Was den Mann anbetrifft, auch da gibt es verschiedene Wege des "Glücks".

Wenn es gut geht, landet er im Baugewerbe, angeheuert durch andere "Sklavenhändler" welche den grossteil ihres Verdienstes behalten, sie aber trotz dem der Familie Geld schicken können und so lange sie gesund bleiben und kein Unfall erleiden, geht alles gut. Das Geld aber, welches ihnen bleibt, lässt ihnen keine Möglichkeit zu hoffen, dass sich für Sie im Leben etwas ändert außer, dass sie am Existenzminimum überleben können. Man hat ihnen aber von ganz anderen Lebensbedingungen vorgeschwärmt, welche sie auch überall um sich sehen, für sie aber unerreichbar bleiben.

Dann sind die Anderen, welche ihr Geld für falsche Papiere geben und wenn sie es schaffen in irgendein, der für sie so ersehnten Länder zu kommen, sind sie total mittellos, und werden schon am Flughafen oder Bahnhof aufgefangen. Dort ersuchen sie um Asyl und werden in Asylheime eingesperrt, bis um sie entschieden wird. So verhindern sie vorerst zurückgeschickt zu werden. Dennoch wissen sie, dass sie praktisch keine Hoffnung haben im Lande zu bleiben. So gilt es entweder aus dem Heim zu entkommen und unterzutauchen und dann irgendeine "Schwarzarbeit" zu suchen oder so schnell wie möglich Geld zu beschaffen, gleich auf welcher Weise. Sie stehen unter diesem Druck, weil sie wissen, wenn sie zurück geschickt werden, stehen sie dann vor ihrer Familie ohne Geld und diese hat alles für sie geopfert und jetzt ist es weg. Wenigstens das müssen sie zurückzahlen, es ist einfach Ehren Sache, und außer dem, möchte niemand gerne verantwortlich sein, dass er die ganze Familie in noch größeres Elend gestürzt hat als sie es vor seiner Abreise war!

Somit, vor allem die Männer sind praktisch von Anfang an der Illegalität ausgeliefert, ja, sogar werden sie dahin gedrängt!

Und so ungefähr fängt auch unsere wahre Geschichte an. Wir sehen zu, wie auf einem Flughafen, wahrscheinlich in Tiflis, sich der junge Gioni von seiner Frau und seinen drei kleinen Kindern verabschiedet. Für wie lange, das wissen sie nicht. Sie hoffen nur. Es geht ihnen sehr schlecht. Gioni hat sich überall Geld ausgeliehen, damit er sich ein gefälschtes Visum und ein Flugticket in die Schweiz besorgen konnte. Sie haben auch alles kostbare, was sie besaßen, verkauft. Die Ehefrau und die Kinder sind nun auf die Hilfe ihrer Verwandten angewiesen. Sie weint. Das Ehepaar trennt sich. "Gib Bescheid wie es Dir geht!" Fleht sie ihn an. Er verspricht es, obwohl er noch gar nicht weiß, wie  er das machen kann.

Das Flugzeug steigt, es verläuft alles wie vorgeschrieben.  Im Flughafen in Genf wird Gioni aufgefangen und er ersucht um Asyl. Er bekommt sein Verfahren, d.h. eine Aufenthalt Frist, bis es zu diesem Verfahren kommt, bis dann wird sein Antrag untersucht. Dies wird ihm mittels Dolmetscher erklärt und er wird in einem Asylanten Heim untergebracht. Er durfte seine Familie benachrichtigen und ihnen die gute Nachricht mitteilen. Alle atmeten erleichtert auf. Jetzt wird alles besser. Gioni bekommt Arbeit und schickt Geld Nachhause. Oder aber, es wiederholt sich die gleiche Geschichte alle 5-6Monate schon einige Jahre? Gioni bekommt kein Asyl und wird nach seinem Verfahren zurück geschickt- ausgewiesen? Gioni findet in der Heimat keine Arbeit und hat herausgefunden, das er die gleiche Prozedur in allen Ländern Europäischer Union wiederholen kann? Genauso, wie viele anderen von Land zu Land ziehen kann, jedes mall um Asyl suchend einige Monate dort bleiben kann Kost und Logis bezahlt bekommt, sogar etwas Taschengeld von welchem er Etwas Nachhause schicken kann und so sich selbst und seine Familie ohne große Anstrengung über Wasser halten kann? Wer fragt, der erfährt es. Aber die Tatsache ist eine. Es ist ein Weg, den er beschritten hat, weil es sich ihm als einzige Möglichkeit darbot. Er wusste sicher, das es gefährlich war, denn auf diesem Weg lauerte die Mafia, ausnützend die Not dieser Menschen, welche mit der Zeit zu allem bereit waren, nur um Arbeit zu finden und ihrer Familie helfen zu können. Dort gibt es die letzte Möglichkeit sicher und schnell Geld zu verdienen, nur darf man nicht fragen wie!

Im Asylanten Heim bekommt er Kontakt mit seinen Landsleuten, welche sich in der gleichen Lage befinden, und auch mit anderen Asylbewerbern aus andern, benachbarten Ländern. Unter ihnen sind sicher welche, die für Mafia arbeiten und Neulinge anwerben. Gioni blieb anscheinend standhaft und bemühte sich um eine anständige Arbeit. Das zu mindest berichtete seine Schwester, welche, auch illegal, in Griechenland lebte und arbeitete.

Nach so vielen Versuchen irgendwo zu bleiben und arbeiten zu können, hatte er nicht mehr viele Möglichkeiten und wie viel von seinen Nöten seine Familie mitbekommen hatte das weiß auch niemand mehr. Blieb er tatsächlich standhaft und wies er diese letzte Möglichkeit, auf einmall "Viel Geld" zu verdienen ab, oder aber war er dazu erpresst worden? In diesen Kreisen ist es so üblich! Tatsache ist, und jetzt kommen wir zu dem eigentlichen Geschehen, dass er bei einer Strassen Kontrolle verhaftet wurde, während er in einem Auto fuhr. Einem Auto, welches er scheint’s legal sehr billig erworben hatte. Im Auto hatte er auch einen Beifahrer, einen Azere, welcher mit ihm zusammen verhaftet wurde. Im Gepäckraum des Autos fand man mehrere Schachteln voll Batterien und teueren Rasierklingen. Da keiner von den Beiden erklären und nachweisen konnte woher sie diese hatten und zu dem man feststellte, dass das Auto ein geklautes Nummernschild hatte, wurden sie auf den Polizeiposten des Ortes gebracht zur Überprüfung der Papiere. Als man dann dort auch feststellte, dass die Papiere gefälscht waren, entschied  man, sie in Gewahrsam zu behalten zur weiteren Klärung der Identität. Es ist Nacht gewesen und die beiden würden dort den Morgen abwarten müssen.

In dem Moment, als Gioni erfahren hatte, das er über Nacht im Polizeiposten bleiben muss, brach er nervlich zusammen. Er weinte und schrie, bekam Krämpfe, ein Arzt wurde geholt. Alle versuchten ihn zu beruhigen, ihm zu erklären, dass er möglicherweise nächsten Tag wieder frei käme, wenn sich alles klären würde. Als auch der Arzt sah, das Gioni sich beruhigte und das ihnen auch bestätigte, führte man ihn in die Zelle. Leider beruhigten sich auch seine Beaufsichtiger und kümmerten sich weiter um ihre weiteren anderen Arbeiten, welche sicher nicht wenige waren. Die "Beruhigung " Gionis aber war keine. In dem Moment wahrscheinlich fasste er eine Entscheidung. Eine so verzweifelte Entscheidung, dass sie nur zwei Vermutungen zulässt.

Entweder, dass Gioni mit diesem Gedanken schon lange spielte und dieses Geschehen war nur der Anlass,

oder aber, Er wurde dazu durch äußere Umstände genötigt. Die Tatsache, dass Er sein verzweifeltes Vorhaben in dieser Nacht nicht durchführen konnte. Er wurde ertappt und verhaftet und dadurch seine letzte Hoffnung Geld zu verdienen zerstört, zudem musste Er die Konsequenzen fürchten, wer weiß welche diese in seinen Augen waren, ließ ihm keine Wahl. Zumindest diese Tatsache so wie Er seine Situation in dieser Nacht einschätzte, führte ihn dazu. Er sah kein Ausweg. Ausweg?... Nur einen...Er setzte seinem jungem Leben ein Ende. Ein Ende, wie man es in den trivialsten Geschichten liest. "Er erhängte sich in seiner Zelle." Aus seinem Leintuch machte er die Schlinge, welche er an dem Gitter des Lüftungsschachts in der Decke der Zelle band und es gelang ihm somit auf diese Weise aus seinem Leben zu flüchten.

Nächsten Tag, als die Wache Kontrolle machte, war er Tot.

Dabei wusste man nicht einmall mit Sicherheit, wer er war, da er sich am Vortag mit falschen Papieren ausgewiesen hatte. Einzig wusste man, dass er Georgier war, da er bei der Befragung nach der Verhaftung nur diese Sprache sprach und einen Georgischen Dolmetscher brauchte.

 Bald stand Gionis wahrer Name fest und seine Angehörigen wurden benachrichtigt.

Seine Schwester in Griechenland weint sich die Augen aus und bittet mich in der Schweiz nach Informationen zu suchen, was eigentlich passiert war. Am Anfang sagte man ihnen, dass Er ein Autounfall hatte.  Die Botschaft nach langen ausflüchten, verwies mich an die Polizei des Ortes, diese dann weiter, bis ich bei einer Untersuchungsrichterin anlangte. Diese aber, nach dem ich mich ausgewiesen hatte, berichtete mir alles das oben beschriebene. Das Drama setzt sich aber in schreckliche Weise fort. Die Gesetze sind unbarmherzig. Wie kommt nun Gioni zurück Nachhause? Wer zahlt den Transport? "Das Gesetz schreibt vor, ein einfaches Begräbnis im Lande, wo der Verhaftete gestorben war zu finanzieren." "Wie viel ist es wert?" "5000 Fr" "Was kostet die Überführung des Leichnams in sein Land, damit er dort begraben werden kann?" 10 000 Fr" Das können diese Menschen niemals aufbringen, sie sind sehr arm." "Das Kanton kann sich das auch nicht leisten.

Sie vergessen, dass er illegal eingereist war. Auch die 5000 sind eine große Belastung für uns!" "Hat man aber als Kanton nicht eine Gewisse Verantwortung der Familie gegenüber, da Er in Gewahrsam war und es ist dort passiert?" Das wird natürlich untersucht, dauert aber lange und die Familie drängt auf die Herausgabe des Leichnams." "Was schlagen sie vor?" "Der Tote soll auf unsere Kosten (5000Chfr) hier begraben werden, die Familie müsste einen Anwalt beauftragen zu klagen auf Entschädigung und falls sie gewonnen hätten, würde dann der Kanton die Überführung zahlen müssen." "Die haben doch gar kein Geld, wie sollen sie noch einen Anwalt zahlen und die teueren Verfahren?" "Das weiß ich nicht aber es gibt da am Sozialamt eine Stelle, welche manchmal hilft. Fragen sie dort." Ich bedankte mich und bekam die Nummer.

Ich berichtete alles seiner Schwester. Diese war untröstlich. Nein, nein, nein! Gioni muss Nachhause kommen! Seine Mutter ist krank geworden von Kummer! Wir haben aber keine 10000, bitte bitte fragen sie auf dieser Stelle, ob man nicht helfen kann!"

"Ich telefoniere, erzähle zum x ten mall die ganze traurige Geschichte. Der Verantwortliche hört mir geduldig zu. Seine Antwort war aber eindeutig und endgültig. "Wir haben nicht unendlich viele Mittel zu Verfügung und da helfen wir lieber denen, die am Leben sind und es nötig haben. Machen sie sich aber keine Sorgen, die machen es schon. Sie finden das Geld und bringen ihn Heim und begraben ihn dort. Das machen sie immer, sie sammeln das Geld unter sich, alle geben etwas was sie haben, sie werden sehen. Mischen sie sich nicht mehr ein, sie haben genug getan, den Rest machen die selbst, sie haben ihre eigenen Mechanismen!" Ich berichtete alles nach Griechenland und nach einiger Zeit erfuhr ich, dass der Mann recht behielt. Es passierte alles so wie er es beschrieb. Gionis Schwester kündigte ihren illegalen Jobb in Griechenland und reiste in ihre Heimat zurück um ihren Bruder, welchen sie tatsächlich mit dem gesammelten Geld überführen ließen, zu begraben. Endet hier Gionis Geschichte?

Ein Verfahren der Rückführung des Leichnams wurde abgeschlossen. Ein Verfahren zur Abklärung der Verantwortung für Gionis Tod wurde abgeschlossen.

Ein Verfahren zur Begründung seines Handelns findet niemals statt.

 Aber ich versuche ein Verfahren in Gang zu setzen, das verhindern würde, dass diese, vorwiegend junge Menschen aus ihrem Zuhause in die Weite Welt ziehen, von einem EU land zu anderem und sich langsam aber sicher wenn nicht zu Verbrechern verformen dann zumindest zu Schlitzohren und Parasiten. Sie werden ausgenützt und nützen aus. Ihre Persönlichkeit gerät in die Maschinerie des Dschungel Gesetzes und in dieser entweder besteht, passt sich an oder wird zerstört von Mord bis zum Selbstmord. Sicher, nicht alle, viele schaffen es, haben Glück, bestehen und werden ihren Träumen und deren ihrer Familie gerecht. Aber die Mehrheit scheitert, schon weil es viele sind und das Glück wenig!

So lange wir nichts davon wissen, können es auch nicht ändern. Wenn wir es aber wissen, müssen wir was tun, denn, wer will Verbrecher und Parasiten um sich haben? Es sind aber auch die wirkliche Bedürfnisse da, welche unsere Hilfe brauchen und auch wenn es uns schwer fällt zu unterscheiden: wer und wie viele es sind, denen wir wirklich können und müssen helfen, wir können nicht denken: "Es sind die Anderen, es betrifft uns nicht!" "Nein! Das sind wir, die Menschen. Und es kann jede Zeit jeden treffen, wir können es nicht voraussehen und dadurch auch nicht verhindern. Jeder, der Arbeitslos ist, kann es bestätigen.

Wir können nur nach Mitteln und Wegen suchen, welche diese Wanderung der Armut und Verwahrlosung verhindern. Sicher nicht, in dem wir unsere Türe zuschlagen und uns nicht darum kümmern wer dahinter steht und mit was für Vorhaben!

Niemand verlässt gerne seine gewohnte Umgebung, Freunde, Familie und begibt sich in das Abenteuer des Ungewissen, der Erniedrigung und Zwangs. Das glaube ich nicht! Es ist die Not und auch der Glaube, dass es Anderswo besser ist, der Grund.

Somit, der einzige Vorschlag, den ich habe ist: Gerade in diesen Ländern, aus welchen die illegalen Gastarbeiter kommen, eine Informationskampagne zu starten, damit alle diese Menschen, bevor sie Zuhause alles aufgeben wissen, was sie erwartet. Denn meiner Meinung nach, wird die Information, welche diese Menschen von ihren Landsleuten, welche vor ihnen diesen Weg beschritten haben, veridealisiert weitergegeben. Erinnern wir uns an den "Onkel aus Amerika" der 50er Jahre!

Sicher komme ich nicht als erste mit der Idee der verschiedenen Programme als Alternative zu der Auswanderung, welche den Wiederaufbau des Landes selbst unterstützen, meistens aber scheitern an der politischen Instabilität des Landes selbst und vielmehr an der jeweiligen korrupten Regierung.

Und im Gastgeberlandselbst? Geschenktes Geld ist sehr schnell verpufft, für Fernsehen, HiFi Anlagen, Autos u.s.w.

Wenn diese Menschen aber arbeiten müssen um dieses Geld verdienen zu müssen, würden sie es sich 3x überlegen es für Sachen auszugeben, welche sie nicht unbedingt brauchen, zumindest im Moment, wo ihre Familie Zuhause hungert.

Eine Idee wäre vielleicht, wenn man sich direkt den ethnischen Gruppen, welche diese Menschen in jedem fremdem Land bilden, um Informationen auszutauschen und Selbsthilfe zu finden, wie im Falle Gionis Rückführung, widmen würde.  Man müsste sicher auch dort die Barriere des Mistrauens und auch Korruption durchdringen, wäre aber trotz dem möglich diese Menschen zu überzeugen und für eine Idee zu gewinnen größere Projekte im eigenem Land aufzubauen z.B. Werkstätte, Treibhäuser und je nach kulturellen Orientierung sogar die entsprechende Ausbildung zu bieten. Dabei hätten sie sogar ein Teil des nötigen Geldes für das entsprechende Projekt selbst verdienen können und anschließend würden diese Projekte in ihrer Heimat realisiert, teilweise finanziert mit dem in Einwanderungsland erwirtschaftetem Geld, unterstützt eben von dort und auch beaufsichtigt, bis diese Menschen in ihrem eigenem Land eine neue sichere Existenz aufgebaut hätten. Es würde sich handeln um kleine Investitionen, welche den einzelnen Familien neue Existenz sichern würden, leicht überschaubar wären und der Erfolg nur von den Menschen abhängen würde, welche sich bereits im Einwanderungsland als dazu fähig erwiesen hätten. Das würde verhindern  den Missbrauch dieser Hilfe und garantieren den Erfolg und fortbestand dieser Neugegründeten Existenz, welche wiederum, wer weiß auch vielleicht an Ort und Stelle nach einiger Zeit neue Arbeitsplätze schaffen würde.

Sicher braucht so Etwas Zeit und der Erfolg wird sicher nicht sofort sichtbar aber die Zukunft dieser Menschen würde sich ändern. Ein Weg von vielen. Sie sagen, zu viel Idealismus; die Realität ist anderes viel härter, viel komplizierter. Ja, ich weiß. Ich kenne sie, ich habe sie gesehen, gelebt, erlebt und im Großem und Ganzem wird sich nicht viel ändern. Diese Ländern werden sich erholen, andere werden verarmen genauso wie es den einzelnen Menschen auf der ganzen Welt ergeht. Es ist nur ein kleiner Weg, ein schmaler Pfad, der zum Ziel führt, man kann die Leute lassen diesen zu gehen, sich zu verlieren, dabei zu verunglücken oder durch Glück oder eigene Kraft zum Ziel zu kommen. Wir könnten aber ein paar Wegweiser setzen auf diesem Pfad, damit nicht so viele dabei von Weg abkommen, sich verlieren und sterben.

Wir sitzen in einem vollen Boot, die anderen strampeln im Wasser. Die, die im vollen Boot sitzen, sind viel weniger als die, welche nun um sie herum im Wasser um bloßes Überleben kämpfen. Wenn wir nicht auf Festland zusteuern, kippen die hungernde Mengen die Boote und wir strampeln im gleichen Wasser mit. Nur dann gibt es keine Boote mehr, welche das Festland finden können!  

In diesen Tagen findet Gionis Begräbnis statt. In seiner Heimat. Alle Verwandten und Bekannten haben wieder Geld gesammelt, diesmal für Gionis Rückreise... Im Sarg. Was danach wird, wer weiß das?

Wer weiter von der Familie gesandt wird, Geld in die Heimat zu bringen aus der reichen Schweiz, Deutschland, Frankreich, England, Italien? Sicher ist, jemand kommt, die Not ist zu groß!

Adieu Gioni! Ruhe sanft in Heimaterde!....