Für Kinder

Dalibor in Geschichten Wartezimmer

Dalibor in Geschichten Wartezimmer.

 

Dalibor ist ein kleiner Junge, der abends nie schlafen gehen will. Jeden Abend gibt es die gleiche Diskussion. Mama ruft: „Dalibor! Zähne putzen!“ Sobald aber Dalibor so etwas hört, versteckt er sich unter seinem Bett. Mama wird ärgerlich und versucht ihn zu überreden heraus zu kommen und zu folgen. Dalibor denkt aber nicht daran. Mama ist verzweifelt. „Warum plagst Du mich jeden Abend so Dalibor? Dann wird es zum Schluss zu spät und ich werde Dir dann keine Geschichte mehr vorlesen können.“ Damit lässt sich Dalibor nicht überzeugen. Er weiss, dass seine Mama ihn nie ohne eine Geschichte und ihr liebes Gutenacht-Schmusen schlafen gehen lässt. Er will sie gar nicht plagen, aber er will einfach am Abend nicht ins Bett gehen. Als ihn Mama ganz eindringlich fragt, warum er nicht ins Bett will, und Dalibor sieht, dass sie ganz traurig wurde, kriecht er unterm Bett hervor. In der Zwischenzeit ist auch der Papa von der Arbeit zurückgekommen und dachte, dass Dalibor schon fertig im Bett auf seinen Gutenacht-Kuss warten würde. „Na, was ist denn los Dalibor, warum bist Du noch nicht im Bett?“ „Jeden Abend die gleiche Geschichte!“ Beschwert sich seine Mama. „Geschichte?“ Fragt Dalibors Papa. „Das ist eben keine Geschichte, das ist ein Wartezimmer für Geschichten!“ Dalibor macht grosse Augen. „Was für ein Wartezimmer für Geschichten?“ „Das will ich Dir gerne erzählen, wenn Du Dich schnell zum schlaffen fertig machst. Aber zuerst sagst Du mir, warum Du jeden Abend so lange plagst, bevor Du ins Bett kommst!“

„Ich, ich habe Angst in der Dunkelheit.“ „Wir lassen Dir doch immer das kleine Nachtlicht an, reicht Dir das nicht?“ „Nein, ich bin dann im Bett alleine. Du hast Mama bei Dir und ich nicht.“ „Ja, Du hast aber Deinen Teddy und die Quakente und Die Elsa die Katze. Da hätte Mama sowieso kein Platz bei Dir im Bett, so kommt sie zu mir.“ „Ja, aber ich habe es überhaupt nicht gerne, wenn es am Abend dunkel wird. Ich will, dass es immer Tag ist!“ „Aha“, Papa versteht langsam. Er steht auf und geht zu Türe: „Das ist eine ernste Sache Dalibor. Das müssen wir sofort besprechen. Mach dich schnell parat und ruf mich dann zu Dir. Heute verrate ich Dir ein Geheimnis, was es an sich hat mit der Dunkelheit am Abend.“ Dalibor wurde sehr neugierig und machte sehr schnell. Seine Mutter musste ihm fast nicht helfen, so schnell ging das. Kaum hatte sie sich umgedreht, schon sass Dalibor in seinem Bett und rief: „Papa, Papa ich bin fertig!“

Dalibors Papa kam, setzte sich am Rand von Dalibors Bett, umarmte ihn und gab ihm ein Kuss. „Gut hast Du das gemacht Dalibor. Also, hör jetzt zu. Dazu müssen wir  aber das grosse Licht löschen. Lassen wir nur das kleine brennen, damit Du siehst was geschieht.“

Als das geschehen war, nahm Papa Dalibor an der Hand und erzählte.

„Du weißt doch, dass es auf der Welt ein Land gibt, wo es ein halbes Jahr am Abend nicht dunkel wird.“ „Ja, im Lappland, dort wo der Santiklaus wohnt. Der hat es gut!“ „Nicht so ganz. Pass jetzt auf. Etwas weißt Du nämlich nicht. Und zwar, dass die Gutenacht-Geschichten nur dann entstehen können, wenn es am Abend dunkel wird. Die Dunkelheit ist für die Geschichten wie ein grosses Wartezimmer. Dort warten die Geschichten schön in der Reihe, bis der Schriftsteller sie niederschreibt. Da es aber im Lappland ein ganzes halbes Jahr nicht dunkel wird, müssen sie sich alle zusammendrängen in dem andern Halben Jahr, wo es wieder gar nicht richtig hell wird. Da sie so zusammen gedrängt werden, weil sich in dem ganzen Halben Jahr ganz viele angesammelt hatten, werden die ersten Geschichten, die dann an die Reihe kommen, ganz, ganz kurz. Je länger die Dunkelheit dauert, desto schöner, länger und lustiger werden dann die Geschichten.“ „Und hier, wie ist es hier, wo doch jeden Abend dunkel wird. Werden die Geschichten hier schön lang und Lustig?“ „Nur wenn Du es zulässt. Sie warten jeden Abend, damit das grosse Licht gelöscht wird. Aber, wenn Du dann trödelst, wird es für sie auch eng. Manche müssen stehen und jammern dann, dass sie müde sind und gar nicht Lust haben erzählt zu werden. Manche werden von der Müdigkeit ganz bleich und verlieren ihre Bilder. Manche werden ganz ungeduldig und fangen dann an ganz unartig Fangen zu spielen, die anderen zu schubsen, bis alle durcheinander geraten und ihre Helden vermischen. Die Märchen Erzähler haben dann die grösste Mühe diese dann in die richtige Geschichten wieder hinein zu erzählen. Na, siehe doch selbst!“ Der Papa nahm Dalibors Hand und legte darunter den Teddy, daneben die Quakente und die Katze Elsa und sagte zu Dalibor. „Gehe selbst schauen und nimm deine Freunde auch mit!“ Er steht leise auf und geht auf Zehenspitzen aus dem Zimmer.

Dalibor macht neugierig die Türe auf, vor der er sich plötzlich befand. Sie ging ganz leicht auf. Es ist halbdunkel dort, aber Dalibor sieht trotz dem ganz gut. In den Armen hält er fest seine drei Freunde, auch sie sind neugierig und alle schauen sich in dem Raum um. Es ist tatsächlich ein grosses Wartezimmer, ähnlich, wie Dalibor es kennt aus der Praxis von seinem Kinderarzt Dr.Tobler. Aber ringsherum auf den an den Wänden aufgestellten Stühlen sitzen nicht Menschen. Es sind Blumen, alle mit geschlossenen Blütenköpfchen. Manche sind ganz frisch und bei manchen hängen ihre Köpfchen ganz müde herunter. Manche sitzen am Boden, da sich kein Platz mehr auf den Stühlen findet.  Zwei davon ziehen einander an den Blättern und streiten um ihre Helden. Bei herum rennen und Fangen spielen haben sich ihre Helden vermischt und jetzt manche von ihnen in falscher Geschichte stecken. Sie sind zum Dalibor gekommen und baten ihn Ordnung zu schaffen. Die anderen riefen: „Endlich kommst Du! Wir warten schon so lange! Lass uns endlich heraus!“ Sie sind von ihren Stühlen aufgesprungen und wollten hinausgehen aus der Türe, durch die Dalibor gerade hineingekommen war. „Nein, Nein! Wartet! Nicht so schnell! Nur einer nach dem andern und das schön der Reihe nach! Wer ist zuerst gekommen?“ So konnte es sich  Dalibor erinnern aus der Arzt Praxis. Und siehe da, zuerst kamen die verwelkten Blumen dran. Dalibor taten sie leid. Er wusste, dass er durch sein trödeln jeden Abend für ihren Zustand verantwortlich war. So, bevor er die erste zu sich ins Zimmer hineingelassen hat, versprach er den anderen, dass er sich nie mehr verspäten wird zu ihnen zu kommen und den zwei, welche ihre Helden verwechselt hatten, diesen versprach er, nächsten Abend ihre Helden zu finden und in die richtigen Geschichten erzählen zu lassen. Heute war er aber ach soooo müde. Heute wer weiss ob er auch nur die Verwelkte Geschichte zu Ende hören konnte. Er legte sich wieder in sein Bett.  Auch seine Freunde schlüpften zu ihm unter die Decke und die Verwelkte Geschichte setzte sich zu ihm an den Bettrand. Sie streckte sich ein bisschen und siehe da, sie öffnete ihren Blütenkelch und sah nun wunderschön aus und auch ihre Geschichte war sehr schön, wenn auch aus verständlichem Grund ein Bisschen kurz.

Und da ist sie nun:

Der verlorene Buchstabe.

Lisa ist von der Schule Heim gekommen und voll Begeisterung erzählte  ihrer Mama, was sie alles an diesem Tag in der Schule gelernt hat. Jeden Tag lernten sie einen neuen Buchstaben kennen. Dazu suchten sie alle verschiedenen Wörter, welche mit diesem Buchstaben angefangen hatten. Lisa wusste ganz viele Wörter aufsagen und war sehr stolz darauf. Jetzt kannte sie bereits fünf Buchstaben. A,B,C,D,E. Das sind ganz viele Wörter. Für jedes Wort gab es auch ein Bild. Zuerst malte es die Lehrerin auf die Tafel, dann malten auch die Kinder ihre Bilder in ihr Block. Lisa zeigte stolz ihrer Mutter die Bilder und nannte ihr die entsprechenden Buchstaben, für welche das Bild gemalt war. Sie sagte: „Ball – B,  Clown –C,  Dach – D, Ente – E. Etwas war aber nicht in Ordnung. Ein Buchstabe fehlte. Mama Merkte es auch. Lisa durchsuchte ihren ganzen Block. Nirgends. Mama half auch. Lisa war den Tränen nahe. „Und dabei hat mir dieses Bild am besten gefallen. Frau .ckerman hat mich dafür gelobt.“ Sagte Lisa schluchzend. „Frau .ckerman? Heisst den Deine Lehrerin nicht ein bisschen anderes?“ Fragte Mama. „Ja, da muss ein anderer Buchstabe hin, ich habe ihn aber verloren, das sage ich Dir ja gerade. Hilf mir bitte diesen Buchstaben zu finden!“ Bat weinend Lisa. In dem Moment als beide überall auf dem Boden unter dem Tisch und unter allen Stühlen suchten, klopfte es an der Türe. Lisa machte die Türe auf. Vor ihr stand ein Junge. „Hallo .ddam?“ Stotterte Lisa. Der Junge lächelte sie an und gab ihr eine Zeichnung. Lisa schaute sich die Zeichnung an. „AAAAh!“ Mama, Mama! Mein A – Adam ist gekommen und hat mir mein A gebracht!“ Sie zog Adam mit sich in die Küche wo er artig grüsste und erklärte. „Frau Ackermann fand Deine Zeichnung und fragte, wer will sie Dir bringen und ich wollte es und da bin ich.“ „Danke!“ Rief Lisa. „Frau Ackermann ist der Name Mama, aber ich hatte vorhin den Buchstaben nicht,  so konnte ich ihn nicht sagen.“ „Na also, dann ist jetzt aber alles in Ordnung und so rettete Adam wohl nicht nur den Namen von Deiner Lehrerin, sondern auch den seinen nicht?“ Lachte Lisas Mama und die Kinder lachten mit und mit ihnen im Schlaf auch Dalibor und seine Freunde.