Für Kinder

Valeria und der Schmetterling

Valeria und der Schmetterling.

Die Türe der Ankunftshalle im Flughafen geht auf.  Die Menschen, welche gerade mit dem Flugzeug angekommen sind, nehmen  ihre Koffer vom Förderband, laden sie auf Gepäck wagen und gehen durch die grosse Türe am Zoll durch.  Zwischen ihnen drängt sich durch und  rennt ein kleines Mädchen und schreit „Jaja!, Jaja!“ Von der offenen Türe springt sie direkt in die offenen Arme ihrer Grossmutter. „Hallo Valerinchen!“ Freut sich Jaja und druckt ihre Enkelin fest an sich. Die Freude beider ist sehr gross. Sie haben sich viel zu erzählen. Valeria würde am liebsten gleich anfangen. Jaja hat aber noch Sorgen um die Anderen. Wo sind Deine Eltern? Wissen sie, dass Du schon durch bist? Oder macht deine Mama sich jetzt Sorgen um Dich und sucht Dich?“ Valeria wurde verlegen. „Mmmm, ja, ich habe gesagt ich gehe schon zu Dir, sie müssen noch auf die Koffer warten.“ „Sicher?“ Zweifelt Jaja. „Ja, ja, sicher“ beteuert Valeria, „nur nicht sehr laut.“ Gibt sie dann kleinlaut zu.

Und da erscheint in der Türe auch schon die verärgerte Mama von Valeria. „Valeria! Hast Du mir einen Schrecken eingejagt! Zum glück habe ich mir das gedacht, dass Du nicht die Geduld haben wirst zu warten. Aber denk, was wäre, wenn Papu und Jaja noch nicht da gewesen wären? Da wärest Du hier ganz alleine draussen! Weißt Du was da alles passieren könnte? Mach das nie wieder!“ „Ich habe es gesagt, dass ich schon voraus gehe!“ wehrte sich die Kleine beschämt „Ja und dann bist Du gleich losgerannt und gar nicht abgewartet, ob ich es Dir erlaube oder nicht. Ich musste dann alles stehen lassen und Dir hinterher rennen! Papa ist dort jetzt alleine mit den Koffer und dazu weiss er gar nicht wo wir sind!“ „Tut mir leid¨“ Sagte Valeria nun traurig, aber ich habe mich so auf Jaja gefreut, ich konnte einfach nicht mehr warten.“ Jaja streichelte ihr den Kopf mit ihren nun ganz zerzausten Haaren. „Lass schon gut sein, sie hat es verstanden. Komm, lass Dich umarmen und gehe dann ruhig  Marcel holen, dass er sich nicht auch noch Sorgen macht! Wir passen schon auf Valeria auf.“ Die befand sich inzwischen in der tröstenden Umarmung von ihrem Grossvater- Papu.

Eine Stunde später waren sie Zuhause und alle waren froh und zufrieden. Am glücklichsten war aber Valeria.

„Jaja, wo sind meine Freunde und was machen sie? Ist mein Freund Baum immer noch gut drauf und was sagt er’ Weiss er, dass ich komme? Und wie geht es den Ameisen? Sind sie fleissig am arbeiten?“ „Alles ist noch auf seinem Platz, wie Du es letztes Jahr verlassen hast. Sogar Deine drei Steine habe ich Dir aufbewahrt, wie Du es verlangt hast. Da sind sie“, und Jaja zeigte auf den Gartenstuhl, wo sie lagen.

„Drei Steine?“ Valeria wunderte sich. Das hatte sie längst vergessen. Wozu wollte sie gerade diese drei Steine aufbewahren? Sie wusste es nicht mehr. Sie nahm die Steine in die Hand und schaute sie sich genau an. Auch dann verstand sie es nicht. Sie sahen ganz gewöhnlich aus wie alle anderen Steinbruch Steine von der Strasse aussehen. Klein , weisslich mit vielen kleinen Ecken und Vorsprüngen. „Hm, keine Ahnung was ich damit anfangen wollte.“  Dachte sie sich. „Wo habe ich sie gefunden?“ Forschte sie. Vielleicht würde sie sich dann erinnern? Jaja half. „Kannst Du Dich erinnern als wir deine Freunde die Ameisen besuchten, lagen diese drei Steine im Weg. Du hast sie beobachtet, wie sie sich einen neuen Weg bahnten und sie haben Dir leid getan, so hast Du die Steine aufgehoben, damit sie weniger Mühe haben mit ihren Lasten, die sie gerade schleppten.“ „Oh ja, jetzt erinnerte sie sich, aber warum wollte ich sie aufbewahren?“ „Das weiss ich nicht“ wusste auch Jaja keine Antwort „denk darüber nach, vielleicht findest Du es heraus. Ich gehe inzwischen das Essen vorbereiten. Sicher seid Ihr nach der Reise hungrig. Valeria antwortete nicht. Sie nahm ihre Steine in die Hand und ging zu dem Ameisenhaufen, der immer noch auf der gleichen Stelle war wie im vorigen Jahr. „Gehe aber nicht weit! Und pass auf die Schlangen auf!“ Mahnte sie die Grossmutter und ging ins Haus.

Valeria stand in vorsichtiger Nahe des  Ameisenhaufens und beobachtete interessiert das Treiben um ihn herum. Plötzlich kitzelte sie etwas an der Hand. Sie erschrak und wollte es mit der anderen Hand weg jagen. Sie dachte kurz es wäre ein Insekt, das sie stechen könnte. Da sah sie es aber! Es war ein wunderschöner Schmetterling.

„Hallo! Wo kommst Du denn her?“ Wunderte sie sich. Und da, schaut mal einer an, der Schmetterling antwortet. „Von sehr weit her komme ich, von einer Insel namens Rhodos.“ „Und wo ist das?“ „Ganz im Süden des Mittelmeers.“ „uuuund ist es weit dieses Süden?“  „Wie man’s nimmt. Wenn man mit dem Schiff dahin fahren wollte, ist es sehr weit. Mit dem Flugzeug, etwas kürzer, und mit dem Wind, so wie ich gereist bin, recht kurz.“ „Mit dem Wind? Wie geht das?“ „Aaach das ist so eine Geschichte.“ „Was für eine, na, sag schon!“ Der Schmetterling wackelte ein bisschen auf Valerias Hand. „Ai,ai, das kitzelt!“ „Tschuldigung, ich bin halt noch nach dem Flug etwas schwindelig.“ „Schon gut, also, erzähl schon!“

„Aaalsoo: Das ist so. Wir Schmetterlinge sind nicht immer Schmetterlinge. Weißt Du das?“ „Nee, was seid ihr dann?“ „Aa, dass ist wieder eine andere Geschichte.“ „Also, erzähl endlich!“ „Welches von beiden?“ „Beides! Schnell! Ich bin neugierig und bald ruft man mich zum Essen und dann finde ich Dich vielleicht nicht mehr!“

„Das ist so. Wir Schmetterlinge werden aus gaanz, gaanz kleinen Eier geboren, welche an gewissen Pflanzen oder Baumblättern angeklebt werden von uns den erwachsenen Schmetterlingen. Diese kleine Eier bleiben dort so lange, bis in ihnen kleine Würmchen gewachsen sind. Diese, wenn sie dann gross genug sind, schlüpfen heraus.“ „Hm, Würmchen?“ Sagte Valeria zweifelnd. Du bist aber ein Schmetterling und kein Würmchen.“ Zweifelte Valeria an der Geschichte die ihr der Schmetterling erzählte. Der Schmetterling liess sich nicht beirren. „Als Du geboren warst, was warst Du dann?“ Fragte er streng. „Eee, ein Baby.“ „Und dann?“ Fragte der Schmetterling weiter. „Dann ein kleines Kind.“ „Und jetzt?“ „Ein Kind und nach den Sommerferien gehe ich in den Kindergarten.“ Sagte sie stolz. „Na siehst Du?“ So ist es auch bei uns. Aus den klitzekleinen Eiern werden kleine Würmchen geboren, die heissen Larven. Und diese sind sehr gefrässig, fressen alles um sich herum, damit sie sehr schnell wachsen können. Das ist sehr anstrengend und sie werden ganz, ganz müde. Sie wollen schlafen. Damit sie das aber können, brauchen sie ein schönes weiches Bettchen. Dazu suchen sie sich ein sicheres Plätzchen und fangen sie an, ein ganz dünnen Faden zu spinnen…“ „Wie die Spinnen?“ Unterbrach ihn neugierig Valeria, fasziniert von seiner Erklärung. Der Schmetterling kam durcheinander. „Was ist denn das? Eine Spinne?“ „Das ist so ein Insekt wo Netze mit einem Faden spinnt und andere Insekten darin fängt und dann wickelt sie diese ganz um und dann frist sie.“ „Ah das! Brrr! Gruuusig! Mach mir keine Angst! Jetzt hast Du mich draus gebracht! Wo bin ich stehen geblieben?“ „Na, dort, bei dem Spinnennetz Faden.“ „Ssst, jetzt weiss ich wieder. Das ist kein Spinnennetz Faden. Das ist ein Faden zum einpuppen und das machen wir, damit wir in unserem Bettchen geschützt sind damit uns eben niemand fressen kann. Diese Hülle heisst nämlich Puppe und schmeckt den anderen Insekten und anderen Wesen nicht gut.“ „Und dann?“ Valeria wurde ungeduldig ob der weitschweifigen Erklärung des Schmetterlings. Sie wollte doch unbedingt auch noch die andere Geschichte hören bevor Mama sie rufen würde.

„Dann entsteht ein Wunder, hm, oder fast ein Wunder. Wir verwandeln uns in der Puppe ganz. Und wenn wir uns fertig verwandelt haben, beissen wir uns ein Loch in der Puppe und befreien uns daraus. Und siehe da, wenn wir heraus kommen, ist aus uns ein – hm- wunderschöner Schmetterling geworden. Sieh, so wie ich!“ Sagte der Schmetterling und drehte sich stolz um seine Achse damit Valeria ihn genügend bewundern konnte. Diese bekam aber Angst dass der Schmetterling davon fliegen will und versuchte ihn zu halten. „Auuu, au, au,!“ Rief der erschrockene Schmetterling. „Achtung meine Flügel! Wenn Du den feinen farbigen Staub von ihnen weg streifst, kann ich dann nicht mehr fliegen, und meine Arbeit nicht tun.“ „Was für Arbeit?“ Fragte Valeria nach dem sie sich entschuldigt hat und erklärte, dass sie auch die andere Geschichte noch hören wollte. „Der Schmetterling zügelte von Valerias Handfläche zur Sicherheit auf ihre Schulter und erzählte weiter, nach dem er fest versprochen hatte nicht weg zu fliegen, bevor alles bis zu Ende erzählt wurde.

„Also, zuerst sage ich Dir noch was für Arbeit ich gemeint hatte. Und zwar muss ich mein Lebens Zyklus abschliessen.“ „Wie denn?“ „Ich muss für meine Nachfolge sorgen.“ Wie denn?“ „Ich muss eine schöne Pflanze oder ein Baum mit schmackhaften Blättern finden und dort an einer geschützten Stelle meine Eier ankleben, damit schöne Larven daraus werden können und später schöne Schmetterlinge.“ „Und Du? Was machst Du dann?“ „Oh, ja, dann ist meine Aufgabe eigentlich erfüllt. Da kann ich schön frei herumfliegen und mich an schönem Wetter freuen, Honig und Blütenstaub essen aus den Blumenkelchen und dadurch dafür sorgen dass die Blumen befruchtet werden, was auch die Bienen und andere Insekte machen.“ „Und weiter?“ Bohrte Valeria hartnäckig.  

„So, und jetzt kommen wir endlich an den Punkt, wo ich auf der fernen wunderschönen Insel Rhodos aus meiner Puppe herausschlüpfte. Ich schaute um mich herum und staunte. Es waren so viele farbige Schmetterlinge dort herum und flatterten fröhlich hin und her. Da wusste ich natürlich noch nicht, dass ich auch so schön und farbig bin wie diese. Erst als ich mich im Wasser eines kleinen Tümpels spiegeln sah. Oh! Da hatte ich grosse Freude und flog mit den anderen Schmetterlingen um die Wette. Es war so schön. Es kamen auch Menschen wie Du in die Gegend und haben uns bewundert. Sie haben sich sehr vorsichtig bewegt, damit sie uns nicht erschrecken, weil bei kleinstem Geräusch oder einer Bewegung die uns gefährlich schien, wir hoch in die Baumkronen flatterten und uns dort versteckten. Das hat die Menschen aber traurig gemacht, da sie anscheinend extra dahin kamen um unsere Schönheit zu bewundern. So sind ein paar Tage vergangen in Freude und Vergnügen, bis eines Tages ein grosser Sturm gekommen ist. Es blies ein starker Wind und bieg die Baumkronen hin und her. Der Wind riss mich mit. Ich bekam keine Luft, ich dachte ich war verloren und musste sterben. Lange wusste ich nicht, was um mich geschah. Ich sah nichts, nur Dunkelheit. Als ich dann wieder zu mir kam, war ich hier. Ich versuchte zu fliegen, es ging. Aber ich war nicht mehr auf meiner schönen Insel.“ „Diese Insel ist aber auch schön.“ Sagte Valeria. „Ja, aber, hier ist es viel kälter, brr!“ „So schlimm ist es auch wieder nicht, am Nachmittag wollen wir baden gehen!“ Lachte Valeria den Schmetterling aus. „Und was war dann weiter? Fliegst Du jetzt wieder zurück?“ „Wie denn? Der Wind hat mich hierher gebracht, er müsste mich dann wieder zurück bringen und das wird wohl nicht geschehen.“ „Und was machst Du jetzt?“ „Oh, eigentlich hast Du Recht, hier ist es auch ganz schön. Ich habe auch schon ein paar Schmetterlinge kennen gelernt, die ganz nett sind. Natürlich nicht so schön wie ich, aber das ist auch nicht möglich. Vielleicht bin ich jetzt hier auf der Insel der Schönste? Wer weiss?“

„Valeria! Valeria! Essen kommen!“ Valeria sprang auf. „Oh, Jaja ruft mich!“ Der Schmetterling erschrak auch und flog hoch und flatterte um Valerias Kopf. „Also, ich fliege weiter, du weiss es jetzt, ich muss mir eine schöne Blume suchen Tschüüs!!“ Und flatterte davon. „Tschüüüs!!“ Rief ihm Valeria nach und winkte dabei mit beiden Händen. Dann drehte sie sich um und rief Jaja fröhlich zu. „Ich komme!“