«Warten auf die Barbaren»

 

Amerika hat neuen Präsidenten.

Die ganze Welt wartet auf «die Veränderungen in der Politik des Landes, und noch viel mehr, mit Ungeduld, Furcht, Freude, Unwille, Vorbehalt. Je nach dem, was man sich von diesem Mann erwartet, Wünscht. In den Medien übertrifft ein Blatt das andere mit Übertreibungen, welche noch aufgebauscht werden mit Aussagen aus der Vorwahlkampagne.

Ja. Es braucht Veränderungen. Überall, in der ganzen Welt. In jedem Land wünschen sie die Einwohner eine Verbesserung ihres Lebens.

Kriege sollen aufhören.

Hunger soll verschwinden.

Naturkatastrophen sollen nicht passieren.

Die Welt soll neu verteilt werden und jeder soll den grössten Stück bekommen.

Und noch und noch!

All das soll dieser Mensch vollbringen! Er alleine für Milliarden Menschen.

Ich hoffe und wünsche uns allen, dass dieses Wunder geschieht denn…..

 

Konstantinos Kavafis, vielleicht, für solche Erwartungen, vor etwa 100Jahren gewahrsagt hatte:

 

Warten auf die Barbaren

 

Worauf warten wir, versammelt auf dem Marktplatz?

Auf die Barbaren, die heute kommen.

Warum solche Untätigkeit im Senat?

Warum sitzen die Senatoren da, ohne Gesetze zu machen?

Weil Die Barbaren heute kommen.

Welche Gesetze sollten die Senatoren jetzt machen?

Wenn die Barbaren kommen, werden diese Gesetze machen.

Warum ist unser Kaiser so früh aufgestanden?

Warum sitzt er mit der Krone am grössten Tor der Stadt

Hoch auf seinem Thron?

Weil die Barbaren heute kommen

Und der Kaiser wartet, um ihren Führer zu empfangen:

Er will ihm sogar eine Urkunde Überreichen,

worauf viele Titel

und Namen geschrieben sind.

Warum tragen unsere zwei Konsuln und Prätoren

Heute ihre roten, bestickten Togen?

Warum tragen sie Armbänder mit so vielen Amethysten

Und Ringe mit funkelnden Smaragden?

Warum tragen sie heute die wertvollen Amtsstäbe,

Fein gemeisselt, mit Silber und Gold?

Weil die Barbaren heute erscheinen,

Und solche Dinge blenden die Barbaren.

Warum kommen die besten Redner nicht,

um wie üblich ihre Reden zu halten?

Weil die Barbaren heute erscheinen,

Und vor solcher Beredtheit langweilen sie sich.

Warum jetzt plötzlich diese Unruhe und Verwirrung?

(Wie ernst diese Gesichter geworden sind.)

Warum leeren Sich die Strassen und Plätze so schnell, und

Warum gehen alle so nachdenklich nach Hause?

Weil die Nacht gekommen ist und die Barbaren doch nicht

Erschienen sind. Einige Leute sind von der Grenze gekommen

Und haben berichtet, es gebe sie nicht mehr, die Barbaren.

Und nun, was sollen wir ohne Barbaren tun?

Diese Menschen waren immerhin eine Lösung.

 

Übersetzung aus dem griechischen Robert Elsi

 

Hoffnung ist eine gute Sache.

Und wen diese enttäuscht wird, na dann bleibt uns nichts anderes,

als… entweder selbst Lösungen finden, bewerkstelligen… oder neue Hoffnungen an etwas, oder jemand zu knüpfen.